Universitätsspital Zürich
Frühgeborene werden mit einer unreifen Netzhaut geboren. In den ersten Lebenswochen entwickelt sich die Netzhaut mit ihren Zellen, verschiedenen Schichten und Gefässen rasch. Während dieser Entwicklung besteht das Risiko, eine schwere und potenziell das Sehvermögen bedrohende Krankheit zu entwickeln, die so genannte ROP (Retinopathie der Frühgeburt). Die Krankheit wird durch mehrere Faktoren begünstigt, die wichtigsten sind Frühgeburtlichkeit und Geburtsgewicht, die sich nach der Geburt des Kindes nicht mehr ändern lassen.
Ein Routine-Screening auf ROP wird von geschulten Augenärzten durchgeführt, um zu diagnostizieren, ob eine Behandlung erforderlich ist. Diese Experten sind jedoch in den Entwicklungsländern nicht ausreichend ausgebildet und verfügbar. Die Messung der elektrischen Potenziale der Netzhaut kann mit einem berührungslosen Gerät (Elektroretinogramm-Stimulus) bei schlafenden Säuglingen durchgeführt werden.
Diese retinalen Potenziale spiegeln die Aktivität der heranreifenden Netzhaut wider. Sobald die Netzhaut von der ROP betroffen ist, ändert sich die Amplitude der retinalen Potenziale in Verbindung mit dem Fortschreiten und der Rückbildung des Schweregrads der ROP. Wir könnten so signifikante Veränderungen in den Flicker-Reaktionen identifizieren, die auf Säuglinge mit einem Risiko für die Entwicklung einer schweren, behandlungsbedürftigen ROP hinweisen. Dies würde es uns ermöglichen, das Flicker-ERG als Screening-Instrument auch in Entwicklungsländern, ressourcenarmen Regionen und Ländern ohne routinemäßiges ROP-Screening einzusetzen, um einen irreversiblen Sehverlust zu verhindern.